Der IWF ist für die meisten Menschen der Teufel in Person. Sein öffentliches Image ist jenes von Männern in schwarzen Anzügen, die ein Land betreten und damit beginnen, Löhne und Renten zu kürzen, um mit ihren dogmatischen »neoliberalen« Rezepten unglaublichen Schmerz und großes Leid über die Menschen zu bringen. Das war in etwa auch das Image des IWF in Griechenland – worüber – wir uns sehr im Klaren waren, als wir, als neue Regierung, unseren Dialog mit ihm begannen.
Die Euphorie war sowohl auf den EFSF zurückzuführen als auch auf die zeitgleich verkündete Entscheidung der EZB, ihre »außergewöhnlichen Maßnahmen« zu aktivieren – vor allem den Kauf von Staatsanleihen auf Sekundärmärkten. Eine Woche später legte die EZB offen, dass sie in der ersten Woche nach dieser beispiellosen Intervention Staatsanleihen in Höhe von insgesamt 16,5 Milliarden Euro erworben hatte.
Die zweite Vorbedingung bezieht sich auf die Korrektur der wirtschaftspolitischen Ausrichtung. Die Veränderung der ökonomischen Prioritäten, die von der Troika seit 2010 gefordert wurden – Ausweitung der Steuerbasis, Steuererleichterungen, Begünstigung von Investitionen, Maßnahmen, um das Rentensystem finanziell tragfähig zu machen – gehen in die richtige Richtung.
Das Symi-Symposium ist ein jährliches Treffen, das Giorgos Papandreou 1998 ins Leben gerufen hatte. Es ist nicht ganz eine »Davos am Meer«-Veranstaltung, aber es brachte fortschrittliche Politiker und Denker zusammen, um gemeinsam Ideen in angenehmer Umgebung auszutauschen. Das Treffen 2010 wurde auf der Insel Poros abgehalten, in der Nähe von Athen, und als zentrale Figur der aktuellen Ereignisse wurde ich ebenfalls eingeladen. Ich freute mich auf das Feedback unserer Aktivitäten von einer Gruppe hochtalentierter Menschen – darunter Joseph Stiglitz, Träger des Nobelpreises für Ökonomie, Segolène Royal, die französische Präsidentschaftskandidatin, Kemal Dervis, ehemaliger Finanzminister der Türkei, und Richard Parker aus Harvard.
Wir wurden mit Interviewanfragen, Teilnahmen an Diskussionsveranstaltungen und bilateralen Treffen überhäuft. Die Davoser Beratungen wurden irgendwie zu Geiseln der griechischen Krise. Papandreou nahm an einem Runden Tisch (»Die Eurozone neu überdenken« – »neu« war sehr angesagt in jenem Jahr) mit den Premierministern aus Spanien, Belgien und den Niederlanden sowie dem EZB-Präsidenten Trichet teil. Im Anschluss nahm Trichet Papandreou zur Seite, um ihn zu warnen: Die Eurozone sei in Gefahr, die griechische Regierung müsse unbedingt weitere Sparanstrengungen unternehmen, und nein, niemand käme, um uns zu retten.
Nach zahlreichen Unterbrechungen, die notwendig waren, weil die Hauptakteure untereinander verhandeln und verschiedene Delegationen die Formalisierungen des vorgeschlagenen Mechanismus mit ihren Hauptstädten rückkoppeln mussten, schafften wir endlich den Durchbruch – dieser ging nach Ansicht vieler auf eine Idee der holländischen Delegation zurück. Die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität war geboren (EFSF, European Financial Stability Facility).